Zeugnis: befreit!

Als mein Mann Christoph mir an einem ganz gewöhnlichen Abend im November 2018 unter Tränen und großer Anspannung beichtete, dass er ein Problem mit Pornografie habe, womöglich sogar süchtig sei, bekam ich erst einmal einen gewaltigen Schock.

Wir hatten uns als Jugendliche kennengelernt und waren zu diesem Zeitpunkt seit 17 Jahren ein Paar. Seit 9 Jahren waren wir verheiratet. Gemeinsam hatten wir drei Kinder bekommen, den Jüngsten hatte ich mit seinen 2 Monaten gerade gestillt und in die Wiege gelegt. Schon immer habe er damit ein Problem gehabt, berichtete mein Mann weiter, und noch nie habe er den Mut gefunden, mit mir darüber zu sprechen. Zu groß sei seine Angst gewesen, mich zu verlieren. Ich sprach wenig an diesem Abend. Zu gewaltig waren seine Worte für mich und die mir dämmernde Wahrheit zu hässlich, als dass ich sie hätte anschauen können. Die ganzen Jahre hatte ich niemals ein Anzeichen seiner Sucht bemerkt und habe Christoph immer als ehrlichen, liebevollen und treuen Mann gekannt und geschätzt. Nun wurde mir bewusst, dass er scheinbar ein Parallelleben geführt hatte.

Mein Bild von ihm und das Vertrauen, was ich in ihn hatte, fielen an diesem Abend wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Es folgte für mich eine lange Phase der Verarbeitung und Trauerbewältigung, die geprägt war von Überforderung, extremen Emotionen, Angst vor Rückfällen und auch von Einsamkeit. Denn mit wem kann man und sollte man ein so persönliches und schambehaftetes Thema besprechen? Mein Mann begann noch am Abend seines Outings online nach Hilfsangeboten für pornografiesüchtige Männer zu suchen, den ersten und wohl schwierigsten Schritt in die Freiheit hatte er bereits getan: er war ans Licht getreten.

Er fand über die Website von Safersurfing den Kontakt von Matthias Mühlbauer und verabredete sich sogleich mit ihm. Die folgenden Gespräche und die Teilnahme an der Männergruppe in der Begegnungsstädte Ruth halfen Christoph, mehr über Pornografie und den Weg aus der Sucht zu lernen, die offenen Gespräche und das gemeinsame Gebet ermutigten ihn enorm und die Rechenschaftspartnerschaft mit Matthias spornte ihn an. Er wurde nicht ein einziges Mal rückfällig und ist nun seit viereinhalb Jahren frei von Pornografie und Selbstbefriedigung. Bei dem Augsburger Verein „freeindeed“ ließ er sich als Leiter für „Freiheitsgruppen“ ausbilden. Bisher hat er schon 2 Männergruppen über je 6 Monate hinweg angeleitet, von Pornografiesucht frei zu werden.

Was für Christoph eine Erfolgsgeschichte wurde, war das Ergebnis von Gottes Gnade, Disziplin und harter Arbeit. Denn ganz von allein lösen sich über Jahre eingeschliffene Gewohnheiten und Bewältigungsmuster nicht auf. Und auch für mich war es harte Arbeit. Ich fand in Judith Mühlbauer eine vertrauensvolle Ansprechpartnerin und erlebte Ermutigung und Wegweisung in der von ihr angeleiteten Selbsthilfegruppe sowie durch den Onlinekurs „geheiltes Herz“ von freeindeed. Der Herr half mir auf liebevolle, vielfältige und ganz individuelle Art und Weise. Immer wieder tröstete er mich. Er ermutigte mich durch sein Wort und schenkte mir neue Perspektiven, die mir halfen, mehr Verständnis für Christoph zu entwickeln und barmherziger zu werden. Die größte Herausforderung war es wohl, ihm zu vergeben. Aus eigener Kraft hätte ich es vielleicht geschafft, ihm EINEN Ausrutscher zu verzeihen, obwohl mir selbst das schon sehr schwergefallen wäre. Ihm den über 17 Jahre andauernden, tausendfachen Pornografiekonsum und die damit verbundenen Lügen zu verzeihen, war schlichtweg für mich nicht zu bewältigen. Ich kann es nicht anders sagen: Der Herr hat mich dazu befähigt. Er gab mir den Willen und die Kraft, die Disziplin der Vergebung einzuüben und es immer wieder zu wiederholen: Ich vergebe ihm. Heute bin ich dadurch ein anderer Mensch geworden, denn ich kann quasi jedem alles vergeben. Welche eine Bereicherung für all meine Beziehungen!

Wir sind Gott dankbar, dass er Heilung und Wiederherstellung geschenkt hat und unsere Mühen zur Rettung unserer Ehe gesegnet hat. Durch die Gnade Gottes sind wir heute ganz neu als Paar verbunden – in einer Beziehung auf Augenhöhe, ohne Heimlichkeiten und mit viel neu gewachsenem Vertrauen.

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