Jüschu: Der Einsatz

Im Mai begannen wir, einen Einsatz in der Chemnitzer Innenstadt zu planen. Unser Anliegen: den Menschen auf der Straße zwei Stunden lang Gottes Liebe praktisch zeigen. Im Juni war es dann soweit: wir fuhren aufgeregt und gespannt los. Was würde der Nachmittag bringen und wie würden die Menschen reagieren?

Eine Gruppe hatte einzelne Blumen mit ermutigenden Karten vorbereitet, die sie an Menschen verteilten. „Du bist geliebt und wunderbar gemacht.“ war die Botschaft dahinter. Manche verteilten kostenlos Eis an die Passanten. Es war auffällig, wie misstrauisch die Menschen waren, weil sie einfach etwas kostenlos geschenkt bekamen. „Wieso verschenkt ihr einfach was?“ Durch diese Frage kamen sie unkompliziert ins Gespräch mit den Leuten.

Eine andere Gruppe sang mitten im Zentrum Lobpreislieder.

„Gottes Geist erfüllte uns mit Freude und Freiheit. Es war wunderbar, Gottes Wahrheiten in die Menschenmenge hinein zu singen.“ (Loisa, 18)

Einer von den Jüngerschaftsschülern hatten sich in der Nähe auf den Boden gesetzt mit einem Schild: „Wir sind reich beschenkt. Bitte bedienen Sie sich!“ Ein Eimerchen mit Geld stand vor dem Schild.:) Noah (19) berichtet: „Ich konnte deutlich beobachten, dass es einen unsichtbaren Radius von 2-3 Metern gab, wo viele Leute mich von außerhalb des Radius´ beobachtet haben und interessiert hinschauten. Aber sobald sie in den Radius gegangen sind, gab es keinen Augenkontakt mehr. Es hat sich für mich angefühlt, als wäre ich ihnen gleichgültig und ihnen das alles etwas unangenehm. Ältere Menschen schienen eher skeptisch. Die Jugendlichen waren sehr offen, fragten nach, ob sie sich wirklich Geld nehmen dürften und sind mit mir ins Gespräch gekommen. Manche sagten, sie fühlten sich schuldig, nachdem sie Geld genommen hatten und wollten mir danach etwas zu trinken schenken oder ähnliches. Die Kinder hingegen hatten große Freude daran, sich Geld zu nehmen. Erstaunlicherweise kamen relativ viele Asylbewerber vorbei und gaben mir Geld.“

Einige von uns setzten sich zu Obdachlosen und schenkten ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. Eine Frau war schon etwas angetrunken und sagte nach kurzer Zeit: „Na los, gebt mir schon die Visitenkarte von eurer Kirche!“ Als unsere Leute ihr sagten, dass sie nicht gekommen sind, um für ihre Kirche zu werben, war sie erstaunt. Sie erzählte, wie es zu ihrer Obdachlosigkeit kam und weinte. Zwei Mädchen unserer Gruppe kauften ihr dann Kleidung.

Meine Gruppe ging in ein Pflegeheim und schenkte dem Personal eine große Schachtel Merci und dankte ihnen für die großartige Arbeit, die sie täglich leisten. Der Hof des Pflegeheimes bot sich an, dass wir dort ein paar Lieder sangen. Die Balkontüren waren teilweise offen, die Bewohner applaudierten und einige kamen mit ihren Rollatoren in den Hof, freuten sich über den Gesang, eine kleine Schokolade und die freundliche Zuwendung. „Gott hat sie nicht vergessen. Er liebt sie und sie können immer mit ihm reden. Er hört sie.“

Danach gingen wir zum Polizeipräsidium, um den Beamten für ihren Einsatz zu danken und sie damit zu ermutigen. Ausgerechnet an diesem Tag war „Tag der offenen Tür“ bei der Polizei Chemnitz. Das wussten wir vorher nicht. Gott hatte wunderbar vorgesorgt. Auf diese Weise konnten wir mit vielen Beamten sprechen, die auf der Straße an verschiedenen Ständen warteten. „Und warum machen sie das heute hier?“ fragten sie uns. „Weil wir Christen sind und es uns wichtig ist, ihnen einfach mal zu danken für ihre Arbeit.“ Die Reaktionen: „Das ist das Highlight des Tages für uns.“

„Uns dankt nie jemand, weil wir die sind, die Menschen mit ihrem Fehlverhalten konfrontieren.“

Es ist nicht schwer, Menschen Aufmerksamkeit und freundliche Zuwendung zu schenken. Wir geben, was wir haben, der Rest ist Gottes Sache. Wir sind erfüllt und dankbar wieder nach Tauscha gefahren und beten, dass der Same aufgeht, den wir gesät haben. Jesus liebt die Menschen. Er ist gekommen, um suchen und zu retten, was verloren ist. (Lk 19,10)