In Krankheit getragen und getröstet

Persönlich erlebt: Monika Meyer (Limbach-Oberfrohna)

Im Februar 2017 wurde ich bei der Vertretungsärztin meines Hausarztes mit einem Blutdruck von 240/120 überrascht. Die Ärztin holte sich ein anderes Gerät, der neu gemessene Wert blieb gleich. Ich bekam sofort ein Notfallmedikament und musste erst einmal da bleiben.

Mir ging es gut. Ich hatte keinerlei der wohl üblichen Beschwerden und wurde skeptisch beobachtet. Nach einer weiteren Messung eine Stunde später war der Wert stark gesunken. So wurde ich mit Messgerät und Medikamenten nach Hause gefahren und sollte mich am Morgen wieder melden.
Am nächsten Morgen der gleiche hohe Wert. In mir machte sich Panik breit – Krankenhaus! Da war ich bisher nur zu den Geburten meiner drei Töchter. Innerlich schrie ich nach Frieden zu Gott. Und der Friede kam und breitete sich aus. Was für ein Geschenk! Ich spürte, dass Gott bei mir war und fühlte mich getröstet.

Dann wurde ich ins Klinikum Chemnitz verlegt. Dort begann ein Untersuchungsmarathon. Ich hatte den Eindruck, man wendete mich von innen nach außen und zurück. Alles ohne Ergebnis. Der Blutdruck blieb trotz vieler Versuche mit verschiedenen Medikamenten zu hoch. So nebenbei erfuhr ich bei einer Visite, dass meine Nierenwerte schlecht waren. Deshalb wurde eine Biopsie geplant. In mir spürte ich immer noch Ruhe.
Schon am nächsten Tag dann der Hammer: Der Oberarzt kam in mein Zimmer und berichtete mir im Eiltempo, dass ich eine Niereninsuffizienz habe und meine Nieren nur noch zu 12 bis 14 % arbeiten würden, Dreiviertel des Gewebes sei tot. Ich hörte nur noch „Dialyse“, alles andere nahm ich nur aus weiter Ferne war.
Ich bekam Panik und musste aus dem Zimmer. Mein Mann kam, wir beteten und der Sturm in mir ließ nach. Nach einem von uns gewünschten Aufklärungsgespräch war die Dialyse erst einmal vom Tisch.
Knapp zwei Jahre kam ich mit sehr strenger Diät zurecht und konnte meine Werte auf niedrigem Niveau halten. Ich ermüdete schnell und hatte auch nur begrenzte Kraft, aber ich fühlte mich gut. In besseren Zeiten half ich in Familie und Gemeinde, wie es mir möglich war.

Im Dezember 2018 verschlechterten sich die Werte in kurzer Zeit stark. Jetzt wurde doch die Dialyse notwendig. Zwei Tage habe ich zu Hause geheult. Dann sagte ich zu Jesus: „Du hast mich nicht geheilt, die Dialyse nicht verhindert. Jetzt hilf mir aber auch, hier durchzukommen. Lass mich nicht depressiv werden und in Traurigkeit versinken. Breite deinen Frieden in mir aus.“ Und es geschah!
Inzwischen wusste ich, dass ich nicht an die Hämodialyse muss, sondern ich bekam einen Katheder zur Bauchfelldialyse. Noch am Abend vor der OP konnte ich für eine Patientin beten, die in großer Unruhe auf ihre OP wartete. Ich durfte erleben, wie sie ruhiger wurde und konnte sie in ihrer besonderen Situation ermutigen. Das war nicht ich, sondern Christus, der mir den Mut gab.

Innerlich schrie ich nach Frieden
zu Gott. Und der Friede kam –
was für ein Geschenk!

Seitdem lebe ich mit der Bauchfelldialyse. Ich muss nicht alle zwei oder drei Tage in die Klinik. Diese Form der Dialyse ist für den Körper besser verträglich, da sie nicht den Blutkreislauf belastet. Die Giftstoffe werden permanent durch eine Dialyselösung im Bauchraum gefiltert, die dabei dreimal täglich ausgetauscht wird. Das kann ich zu Hause selbst erledigen. So können wir auch in den Urlaub fahren oder Konferenzen besuchen und dabei die Dialyse unterwegs durchführen.
Mir geht es gut. Ich habe Frieden, bin getröstet und weiß, dass Gott mein Leben in der Hand hat. Wenn ich mit meinen Kräften mal über die Stränge geschlagen habe, brauche ich mal einen Tag Ruhe. Dann geht es wieder. Abends ist manchmal nicht mehr viel mit mir anzufangen – aber ich weiß, es kommen auch wieder andere Tage. Nie hat mich die Frage nach dem „Warum“ gequält. Darüber bin ich froh.
Meine Familie hat es mir leicht gemacht. Sie stehen zu mir: „Du bist eben was Besonderes, bist tätowiert und dir kommt ein Schlauch aus dem Bauch. Wer hat schon so eine Oma!“ Oder: „Oma, bring deinen Anhänger mit, damit du länger bleiben kannst.“ Gemeint ist mein Reise-Infusionsständer mit allem, was ich brauche.
Eine Enkelin rief einmal bei einer Feier in einen Restaurant quer durch den Raum: „Na Omi, hast du dich wieder volllaufen lassen!“ Ich kam gerade aus einem Nebenraum von der Dialyse zurück. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite.

Nie hat mich die Frage nach dem „Warum“
gequält. Darüber bin ich froh.

Ab und an werde ich von meiner Ärztin und den Schwestern um Hilfe gebeten für Patienten, die sich nicht mit der Diagnose abfinden können oder nicht zurechtkommen. So kann ich Menschen ermutigen, aufrichten, manche quälenden Fragen beantworten, ihnen Tipps geben und wenn es passt, erzählen, wie ich Jesus erlebt habe. Die Patienten vertrauen mir, weil sie wissen, ich habe ihre Nöte selbst durchlebt.
Der Schlauchaustritt am Bauch wird mit Kompresse und einem Pflaster abgedeckt. Viele haben Probleme mit den Pflastern. Die Haut juckt oder entzündet sich. Am Telefon berichtete mir eine Patientin von starkem Jucken trotz sanfter Pflaster. Das kannte ich, hatte aber eine Lösung dafür. Ich schickte ihr eine kleine Flasche von meinem Lavendelöl, antibakteriell und sanft zur Haut. Auch ihr Problem wurde damit beseitigt. Sie weinte fast, als sie mir berichtete, dass ihre Haut jetzt so weich sei. Sie fühle sich wie im Himmel. Ich sei ein Engel. Mit wenig Einsatz viel helfen können.
Eine Mitpatientin rief mich im Urlaub an. Stundenlang telefonierten wir, bis in die Nacht. Sie erzählte mir von ihren großen, existenzbedrohenden Sorgen. Leider konnte ich diese Probleme nicht lösen, aber ich konnte zuhören. Nach innerem Ringen bot ich an, für sie zu beten. Sie willigte ein, ich brachte ihre Last zu Jesus und bat ihn um Hilfe. Nach dem Amen war ein kurzes Schweigen. Dann sagte sie, dass sie bisher immer alles alleine lösen konnte. Es war für sie eine seltsame Erfahrung, aber es hat ihr sehr wohl getan. In Abständen haben wir weiter Kontakt. Wir trafen uns einmal als Ehepaare. Danach meinte sie, dass sie und ihr Mann sofort gespürt hätten, dass wir irgendwie wohltuend anders sind.
Wir sind anders? – Nein, wir haben Jesus und er gebraucht uns. So wird aus meiner Krankheit Segen.

Immer wieder einmal lasse ich bei Gelegenheit für mich beten. Jesus kann mich heilen, das weiß ich, es liegt in seiner Hand. Bis dahin aber will ich IHM dienen und meine Kraft zur Verfügung stellen, an dem Platz, wo ER mich braucht.

Monika Meyer und ihr Mann Ulli gehören zum
„Kirchenwochen-Urgestein“. Heute arbeiten sie u. a.
in Tauscha ehrenamtlich bei der Familien-Oase mit.