Am Anfang war der Mitarbeiterbrief
In den letzten drei „Aufwind“-Ausgaben blicken wir ein wenig zurück auf 34 Jahre unseres Freundesbriefes, auf die Anfänge und seinen Werdegang.
• 1974 fand in See b. Niesky die erste Kirchenwoche statt. Dort – und später in vielen anderen Orten der DDR – trafen sich Menschen auf der Suche nach geistlicher Gemeinschaft und persönlicher Wegweisung von Gott. In der Wendezeit gab es jeden Sommer bis zu 20 Kirchenwochen. Geleitet und gestaltet wurden sie vom Ortspfarrer sowie einer großen Zahl ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Das machte einen Mitarbeiterbrief erforderlich, mit Informationen über einzelne Dienste, einem biblischen Wort, Gebetsanliegen sowie aktuellen Terminen. Doch zu DDR-Zeiten war das nicht so einfach wie heute. Die Staatssicherheit beäugte argwöhnisch alles, was im Land schriftlich unterwegs war, zumal wenn Christen involviert waren. Kopierer gab es auch keine. So vervielfältigte man die Rundbriefe in Pfarrämtern und Wohnungen heimlich per Blaupause und verteilte sie persönlich.
• Ende 1989 waren diese Einschränkungen Geschichte. Um die Wendezeit gingen einige Christen in den hauptamtlichen Dienst der Kirchenwochenarbeit. Sie eröffneten in Bautzen ein Büro, in dem die Fäden zusammenliefen. 1990 gründeten sie den Verein „Offenes sozial-christliches Hilfswerk e.V.“ (OscH), um das Ganze zu strukturieren und weitere Mitarbeiter anzustellen.
• Ab 1990 bekamen alle ehrenamtlichen Kirchenwochen-Mitarbeiter einen zentralen Rundbrief. Mit Blick auf ein zukünftiges Format hieß er „Der Vorläufer“.

• 1991 erschien der erste „Aufwind“ (anfangs zwei Mal im Jahr, dann vierteljährlich). Motto war das Jesus-Wort „Der Wind weht, wo er will“. Auf der Titelseite war hinter dem Schriftzug „Aufwind“ die Silhouette eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen. Neben Infos über die Dienste der Kirchenwochenarbeit und Terminen gab es persönliche Berichte aus dem Glaubensleben, Bibelauslegungen sowie Interessantes aus der weltweiten Erweckungsbewegung.
Den Druck der ersten Ausgaben besorgte ein befreundetes Druckhaus in den Niederlanden. Später wechselten wir zur Druckerei Winter in Herrnhut, wo wir bis heute Kunde sind.
• 1992/93 schickten wir den „Aufwind“ nicht nur an Mitarbeiter und Abonnenten, sondern auch gratis an alle evangelischen Pfarrämter in den neuen Bundesländern. In der Euphorie der Nach-Wendezeit mit den neuen Möglichkeiten wollten wir Pfarrer und Gemeinden für eine Kirchenwoche begeistern. Der Rücklauf war ernüchternd.
Der Bruderrat der Kirchenwochenarbeit und viele Geschwister ermahnten uns zu mehr Bescheidenheit. So reduzierten wir 1993 Auflage und Umfang.

• Ab Mitte der 1990er Jahre ging die Zahl der Kirchenwochen zurück. Heute gibt es gar keine mehr. Doch unter dem Dach des OscH e.V. entstanden neue Arbeitszweige – Rüstzeiten, Osteuropa-Hilfe, Begegnungsstätten, unterschiedliche Dienste in Kirchgemeinden, usw. Der „Aufwind“ ist weiterhin ein Bindeglied zu Spendern und Freunden unseres Hilfswerks.
• In unserer Arbeit kommen Menschen zusammen, die oft geistlich unterschiedlich ticken. Erweckte treffen auf „Traditionelle“, Charismatiker auf Evangelikale. Manche mögen mitreißende Lobpreislieder, andere bevorzugen Stille und Liturgie. Eine kritische Masse? Manchmal sicher. Doch über allen „Formsachen“ steht Christus, der Verbindende, im Mittelpunkt.
Das ist auch Leitgedanke im „Aufwind“. Das biblische Wort und seine Auslegung sind sozusagen der Kern. Um ihn herum gruppieren sich persönliche Glaubenszeugnisse von Mitarbeitern und Leuten aus dem Freundeskreis, Berichte aus unserer Arbeit oder Lebensbilder von Menschen aus der Kirchengeschichte.
Einige Serien dienten der Horizonterweiterung und zum Vermitteln von Kontakten, etwa unsere Gemeinde-Umschau (1994-2002). Oft hörten wir bei Kirchenwochen und Rüstzeiten: „In meiner Region oder Stadt gibt es nichts, wo man als Christ hingehen kann.“ Da wollten wir helfen und stellten verschiedene Kirchgemeinden und christliche Gemeinschaften im Osten Deutschlands vor.
Dann waren da unsere „Vier Fragen“. Die stellten wir zwischen 2014 und 2021 jeweils einem Repräsentanten einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft – von evangelischer, katholischer, orthodoxer Kirche bis hin zur Herrnhuter Brüdergemeine, Heilsarmee, messianischen Juden, usw. Es ging um das Kennenlernen der Geschwister „von gegenüber“, um Einblick in unterschiedliche, vielleicht fremde Glaubenstraditionen.
Besondere Freude bereitet uns die Serie „Gott wird persönlich“, in der wir Menschen vorstellen, die uns im Glauben vorangegangen sind. Wie haben sie mit Jesus gelebt, was können wir heute von ihnen lernen?
• Ende 2025 beenden wir die Herausgabe des „Aufwind“. Das hat mehrere Gründe. Da ist zum einen das veränderte Leseverhalten. Seit einigen Jahren sinkt die Abonnentenzahl. Viele bestellen unseren Freundesbrief aus Altersgründen ab und für junge Leute sind gedruckte Zeitschriften oft nicht mehr ansprechend. Zum anderen ist da die Versandstrecke, bei der immer kompliziertere Vorgaben der Pressepost mit ständigen Preissteigerungen einhergehen.
• Neue Informationskanäle für unsere Dienste sind z.B. ein monatlicher kostenloser Online-Newsletter. Diesen kann man über unsere Webseite abonnieren, per Telefon oder schriftlich bei uns anfordern. Weiterhin bekommen Spender und Unterstützer unserer Arbeit ca. vier Mal im Jahr einen gedruckten Infobrief, den man natürlich auch als Nicht-Spender bestellen kann, per Mail an info@osch-ev.de oder Tel. 037381-66550.
Stefan Lehnert