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Unsere Arbeitsbereiche: Ein Tag im „Alten Schafstall“

Umgeben von Wohnblocks am Barbara-Uthmann-Ring steht etwas unscheinbar das einer Baracke ähnliche Haus mit pastellfarbenem Anstrich. Über dem Eingang befindet sich ein Schild mit der Aufschrift „Alter Schafstall“ und dem Hinweis, dass es sich um eine Einrichtung des CVJM Annaberg e.V. handelt. Das Gebäude selbst gehört der Stadt Annaberg-Buchholz. Im Inneren befindet sich ein Kinder- und Jugendtreff, der jede Woche von Dienstag bis Freitag geöffnet hat.

An einem Nachmittag im August haben wir unsere Kollegen Jens und Trixi besucht, um euch ihre Arbeit genauer vorzustellen. Beide sind hauptamtlich beim OscH e.V. angestellt und unter dem Dach des CVJM tätig.
Ein farbenfroh gestalteter Plan an der Eingangstür verrät auf den ersten Blick die Aktionen der aktuellen Woche. Pünktlich um 14 Uhr öffnet der Treffpunkt. Zuvor gab es eine kleine Andacht und nötige Absprachen in der Mitarbeiterrunde, zu der aktuell auch eine FSJlerin gehört. Nicht täglich aber regelmäßig wird das Team außerdem von drei ehrenamtlichen Helfern unterstützt.

Von 14 bis 17.30 Uhr können Schulkinder bis 14 Jahre die Räumlichkeiten und Angebote nutzen. Im Erdgeschoss stehen da u.a. Tischtennis, Darts und Billard zur Verfügung. In der zweiten Etage befinden sich weitere Räume, z.B. fürs Basteln oder um Karaoke zu singen. Bei gutem Wetter kann auch das Außengelände genutzt werden. Im Garten stehen Fahrräder bereit, die von den Kids ausgeliehen werden können. Die Grillecke kommt besonders in den Ferien zum Einsatz. Dank der handwerklichen Begabung von Jens gibt es auch ein Baumhaus, welches besonders bei den jüngeren Kids sehr beliebt ist. Steigt man da hinauf, hat man einen guten Blick über den angrenzenden öffentlichen Sportplatz. Der wird rege genutzt, denn es bietet sich genug Fläche, um Fuß-, Volley- oder Basketball zu spielen.

Nach und nach beginnt ein fröhliches Kommen und Gehen: Kids und Mitarbeiter begrüßen sich herzlich. Es ist eine persönliche Beziehung spürbar, jede/r ist willkommen. Fragt man bei den jungen Besuchern nach, warum sie herkommen, dann ist die häufigste Antwort: „zum Chillen und um Freunde zu treffen“. Wer bis dahin noch kein Mittagessen hatte, kann hier für ein kleines Geld vom Imbissangebot Gebrauch machen. Den dafür nötigen Einkauf erledigt Trixi, weil momentan die Stelle der Leitung, die vom CVJM getragen wird, nicht besetzt ist. Bald tummeln sich mehrere Kids in der Küche. Sie wollen an der freiwilligen Tagesaktion teilnehmen. Heute werden Eierkuchen gebacken. Während Trixi in der Küche mit ein paar Kids den Teig rührt, spielt Max mit einem Jungen Billard. Dafür wird eine richtige Rangliste geführt, die natürlich jeder Spieler gerne einmal anführen möchte.

Max ist ein 20jähriger, enthusiastischer Busfahrer, der in seiner Freizeit die Arbeit im „Alten Schafstall“ unterstützt. Bereits als Jugendlicher hat er hier viele Nachmittage verbracht. Nach dem Schulabschluss absolvierte Max ein Jahr BFD im Treff und ist der Einrichtung seitdem treu geblieben. Er sagt, hier zu sein, sei einfach sein Hobby. Er habe einen guten Draht zu den Kindern und Jugendlichen und würde in seinem Engagement von den hauptamtlichen Mitarbeitern sehr wertgeschätzt. Auch wenn die Küche nicht so sein Bereich ist, ist Jens in der Zwischenzeit nicht tatenlos: man findet ihn in der Werkstatt, denn es gibt immer etwas zu reparieren. Des öfteren hat einer der Jungs ein fahruntüchtiges Fahrrad dabei, das sie ganz vertrauensvoll an Jens übergeben… und er bekommt es am Ende immer zum „Laufen“.

Gemeinsam werden dann die fertig gebackenen Eierkuchen unter dem Pavillon im Garten verspeist. Mit dem Essen wird gemeinsam begonnen, nachdem ein Mitarbeiter dafür gedankt hat. Immer wieder werden von Trixi und Jens alltägliche Situationen genutzt, um den Bezug zu Gottes Liebe und Versorgung herzustellen. Ihr Herzensanliegen ist es, den Kindern und Jugendlichen Jesus als Fundament des Lebens nahe zu bringen.
Gegen 17.30 Uhr nähert sich das Ende der gemeinsamen Zeit mit den Jüngeren, denn ab 18 Uhr werden sich die Jugendlichen, die über 14 Jahre alt sind, einfinden. Im Sommer muss diese Zeitgrenze nicht so konsequent eingehalten werden, weil einfach mehr Raum zur Verfügung steht. Spätestens dann, wenn das Wetter ungemütlich wird und sich alle drinnen aufhalten, sind die Platzkapazitäten sehr begrenzt. Inzwischen ist auch Emely im Kinder-und Jugendhaus anzutreffen. Sie stellt sich uns als Ehrenamtliche vor. Ähnlich wie Max, war sie bereits als Kind häufig im „Alten Schafstall“, hat dann hier ebenso ein Jahr BFD absolviert und studiert heute Soziale Arbeit. Während der Semesterferien hilft sie verbindlich mit und steht in gutem Kontakt zu den jungen Besuchern. Schon ist sie draußen und spielt mit den „Großen“ Volleyball.

Bis 21 Uhr, am Freitag sogar 22 Uhr sind Trixi und Jens vor Ort, um den Kindern und Jugendlichen einen Raum zu bieten, an dem sie sich in ihrer Freizeit aufhalten können. Die Besucher kommen überwiegend aus dem umliegenden Wohngebiet. Sie bilden damit ein lebendiges Abbild der Nachbarschaft. Neben denen, die aus Deutschland stammen, sind auch Kids und Teenager aus weiteren zehn Nationen vertreten. Als wir uns 20 Uhr verabschieden, überlegen wir uns, was hier noch zum Arbeitsalltag gehört: das Haus sauber und aufgeräumt halten, Bürokratie, Einzelgespräche, Konfliktvermeidung, Netzwerkarbeit innerhalb der Stadt und vieles, vieles mehr. Was zeichnet die (ehrenamtlichen) Mitarbeiter im „Stall“ aus: sie sind auf alle Fälle belastbar und haben ein großes Herz für die Kinder und Jugendlichen, die an so vielen Stellen aus der Norm unserer Gesellschaft fallen. Die Teammitglieder sind spontan, einfallsreich, sehr umsichtig, gelassen, zugewandt, fröhlich und mehrerer Sprachen mächtig. Mit Sicherheit erfährt dieses treue und mutige Engagement zu wenig öffentliche Anerkennung. Trotzdem ist es absolut wertvoll. Unterstützen kann man die Arbeit mit Gebet. Außerdem wünschen sich Jens und Trixi, dass Christen aus der Umgebung gemeinsam mit einigen Jugendlichen im „Alten Schafstall“ ins Gespräch kommen, um über Glaubensfragen zu reden und in der Bibel zu lesen.

Alle abgebildeten Fotos wurden mit persönlicher Genehmigung der dargestellten Personen veröffentlicht.